Lesungen 2019

LESUNGEN

Montag, 14. Januar 2019
Neue Tendenzen chinesischer Frauenliteratur: Sheng Keyi 盛可以
Moderation: Dagmar Yu-Dembski
Veranstaltung in Kooperation mit Literarisches Colloquium Berlin
In den letzten Jahren ist in China eine neue Literatur jüngerer Autorinnen zu entdecken. Eine Vertreterin dieser Richtung ist die Schriftstellerin Sheng Keyi (Jahrgang 1973), die mit weiblichem Blick die gesellschaftlichen Realitäten der chinesischen Gegenwart schildert. Ihre Texte handeln vom Leben als Frau in brüchigen Zeiten in einer Gesellschaft, in der Männer im Kampf um das Geld bestimmen und in der aufmüpfige Frauen sich nicht mehr ducken. Sheng Keyis Romane und Erzählungen provozieren durch ihre mutige, direkte Sprache und verweisen auf den Ausbruch aus weiblicher Benachteiligung.
In der Lesung wird Sheng Keyi Ausschnitte aus ihren bekanntesten Werken auf Chinesisch vorstellen.
Mit deutscher Übersetzung 

Dienstag, 5. März 2019
Bettine Vriesekoop: Mulans Töchter
Moderation: Dagmar Yu-Dembski
In ihrem Buch Mulans Töchter lässt Bettine Vriesekoop Frauen aus Chinas neuer Mittelklasse zu Wort kommen. Wie orientieren sie sich an historischen Vorbildern und treten gleichzeitig aus deren konservativen Schatten heraus? Für ihr Buch führte Bettine Vriesekoop zahlreiche Interviews mit Frauenrechtlerinnen, Unternehmerinnen, Prostituierten, Lesben und Wissenschaftlerinnen und ermöglicht so einen Einblick in die ungeheuren gesellschaftlichen Veränderungen des modernen Chinas. Ihre beeindruckenden Frauenporträts sind eingebettet in einen historischen Rahmen zur Stellung der Frau im Laufe der Jahrhunderte.
Nach ihrer aktiven Zeit als international erfolgreiche Tischtennisspielerin entschloss sich die Niederländerin Bettine Vriesekoop ein Sinologiestudium zu absolvieren. Seitdem arbeitet sie als Auslandskorrespondentin für NRC Handelsblad und niederländische TV- und Rundfunkstationen in Peking. Gleichzeitig ist sie auch als Autorin tätig und einige Bücher über ihre Begegnungen mit China sind bereits erschienen.
Am Podiumsgespräch zur Lesung nimmt neben der Autorin ebenfalls die Verlegerin des Buches, Frau Monika Knaden, teil.
Bettine Vriesekoop: Mulans Töchter. Wie moderne Frauen das Gesicht Chinas verändern (aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke), Pirmoni Verlag 2018, 244 Seiten.
Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache

Dienstag, 28. Mai 2019
Tagebuch eines Wahnsinnigen
Mit einführenden Worten von Prof. Dr. Richard Trappl, Universität Wien
Reinhard Hauser, ehemaliger Schauspieler des Burgtheaters Wien und Intendant des Landestheaters St. Pölten, rezitiert die dramatisierte Fassung der Novelle „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ von Lu Xun, eine der bekanntesten Erzählungen der modernen chinesischen Literatur. Der Cellist Taner Türker gestaltet mit Eigenkompositionen die musik-dramaturgische Begleitung.
„Tagebuch eines Wahnsinnigen“, veröffentlicht im Jahr 1918, handelt von einem Mann, der wähnt, die ganze ihn umgebende Kultur sei durch schlecht verhohlenen Kannibalismus geprägt und selbst seine Familie lauere nur darauf, ihn zu fressen. Das „Tagebuch“ endet mit den Worten „Rettet die Kinder“. Welch ein Aufruf an die Menschen in unserer Gegenwart!
Lu Xun veröffentlichte die sozialkritische Erzählung zu einem Zeitpunkt, als die letzte chinesische Kaiserdynastie bereits gestürzt, die Gesellschaft jedoch noch nach den Prinzipien der Feudalethik strukturiert war.
Lu Xun ist einer der bedeutendsten chinesischen Schriftsteller der Neuzeit. Er wurde 1881 als ältester Sohn einer verarmten Familie von Großgrundbesitzern in der ostchinesischen Stadt Shaoxing geboren. „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ ist repräsentativ für sein Schaffen, das oft die Missstände der chinesischen Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert anprangert.

Dienstag, 22. Oktober 2019
Gelbe Seide
Luo Lingyuan
Moderation: Sören Vogler
In ihrem 2018 im OSTASIEN Verlag erschienenen Band „Gelbe Seide“ erzählt die chinesische Autorin Luo Lingyuan mit viel Gespür für Details Geschichten aus China und Deutschland. Die 16 Texte – von der journalistischen Reportage bis zur klassischen Short Story – faszinieren durch die präzise, oft unterkühlte Beschreibung von Schicksalen, die erst durch die literarische Darstellung in unser Blickfeld geraten. In den Begegnungen mit ihren meist weiblichen Protagonisten offenbaren die Texte eine Realität voller Zufälle und Widersprüche.
Im Anschluss an die Präsentation wird die Autorin gerne ihr Buch für Sie signieren.
Luo Lingyuan: Gelbe Seide: Geschichten aus China und Deutschland (Reihe Phönixfeder), OSTASIEN Verlag 218, 93 Seiten.

Mittwoch, 20. November 2019
Xiao Xiao 潇潇 und Wolfgang Kubin
Moderation: Dagmar Yu-Dembski
Xiao Xiao, geboren 1964 in Sichuan, gilt als eine der wichtigsten Lyrikerinnen der chinesischen Gegenwartsliteratur. In ihren Gedichten, die sich durch ausdrucksstarke und temperamentvolle Sprache auszeichnen, werden nicht nur Leid und Glück des Lebens thematisiert, sondern auch das Gesellschaftliche und das Politische. Ihr „Grabgesang für die Seele“ wurde 2014 mit dem Wen-Yiduo-Preis, einem der bedeutendsten Lyrikpreise Chinas, ausgezeichnet. Xiao Xiao ist ebenfalls Malerin und Editorin von zahlreichen wichtigen Lyrikanthologien in China.
Gemeinsam mit dem Sinologen, Schriftsteller und Übersetzer Wolfgang Kubin wird Xiao Xiao ihre Gedichte vortragen und einen Einblick in ihr literarisches Schaffen geben. Wolfgang Kubin, Senior Professor für chinesische und deutsche Geistesgeschichte in Shantou, China, und einer der besten Kenner der chinesischen Literatur, berichtet von Begegnungen mit chinesischen Gedichten und deren Verfasserinnen.
Auf Deutsch liegt derzeit die von Wolfgang Kubin herausgegebene Gedichtanthologie Der himmlische Platz vom irdischen Frieden: Neue Stimmen aus China (Löcker Verlag) mit Gedichten von Xiao Xiao vor.