Der technologische Aufholprozess Chinas fällt zusammen mit der neuen Sicht der westlichen Staaten auf das Land als Anbieter alternativer Governance-Modelle. Auch die Europäische Union betrachtet China als einen „systemischen Rivalen“ und Konkurrenten um die technologische Führerschaft. Die wirtschaftlichen Beziehungen der EU zu China sind jedoch nahezu gleichbedeutend wie zu den USA und das Land wird weiterhin als wichtiger Kooperationspartner bei der Lösung grenzüberschreitender Herausforderungen wie Klimawandel oder Pandemien gesehen. Deutlich dramatischer haben sich die Beziehungen zwischen den USA und China verändert. Der technologische Aufstieg Chinas wird als Bedrohung für die Vorherrschaft der USA eingeschätzt und es wurden erste Maßnahmen zu einer Entkoppelung von China im Technologie- und Forschungsbereich eingeleitet. Diese haben auch Auswirkungen auf europäische Unternehmen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verflechtung mit den USA und China.
Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über den technologischen Aufstieg Chinas im Vergleich zu den USA und Europa und über die ambitionierten Zukunftspläne des Landes. Im zweiten Teil werden die politischen Programme und Maßnahmen der USA untersucht, durch die der Aufstieg Chinas als Technologiemacht gebremst werden soll. Abschließend wird diskutiert, welche Auswirkungen für Europa damit verbunden sind und welche Reaktionsmöglichkeiten europäischen Akteuren offenstehen.
Dr. Margot Schüller ist Residence Associate am German Institute for Global and Areas Studies (GIGA) in Hamburg. Seit mehr als 30 Jahren analysiert sie die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und publiziert dazu. Ihre aktuellen Forschungsthemen sind die Transformation des chinesischen Wirtschaftsmodells, Chinas Innovationssystem und –Politik im internationalen Vergleich sowie die Globalisierung chinesischer Unternehmen. Sie ist die GIGA-Koordinatorin des APRA Monitoring Projekts, das die nationale und regionale Innovationsperformanz Asiens im Vergleich zu den USA und Europa untersucht.